YAZD, KHOOR/ DIE GROßE SALZWÜSTE
Wie Ihr wisst, ist in Iran das Kopftuch für alle Frauen und Mädchen ab dem 9. Lebensjahr Pflicht, das aber in
den modernen Städten, wie z.B. Tehran schon etwas lockerer und bunter getragen wird und einige
Haarsträhnen hervor blitzen lassen. Auch der in gedeckten Farben, meist aber schwarz, getragene Mantel,
wird hin und wieder durch etwas farbenfreudiges, aber immer die Hüfte bedeckendes Etwas, ersetzt.
Auffällig sind auch hier die vielen jungen Menschen, die ein Nasenpflaster aufgrund einer Begradigung ihrer
Nase tragen. In den tief religiösen Städten und Gegenden tragen die Frauen zum Kopftuch auch noch den
Chaddor, ein halbkreisförmiges, schwarzes Tuch, was vom Kopf bis zu den Füßen den gesamten Körper
bedeckt und ohne Knopf oder Brosche nur von den Händen zusammengehalten wird. Bei der Arbeit oder bei
anderen Dingen wozu die Hände benötigt werden, wird der Chaddor einfach unter die Arme geklemmt oder
mit den Zähnen vorm Mund zusammengehalten. Den Frauen gilt hier unsere Hochachtung, die diese
„Tracht“ auch im Sommer bei glühenden Temperaturen mit Würde tragen. Auch Petra muß sich an die
Kleiderordnung halten und wurde von einem Polizisten in Isfahan schon schroff auf das richtige Tragen des
Kopftuches hingewiesen. Auch bei unserer Visaverlängerung verlangte der Beamte Passfotos auf denen Petra
mit Kopftuch zu sehen war. Kein einziges Haar durfte hervorschauen. Wirklich schick!
Nach der Besichtigung der vielen heiligen Städte mit den vielen bewundernswerten Sehenswürdigkeiten alter
Herkunft und den reich verzierten Moscheen mit handbemalten Kacheln und Goldauflagen, nach in
Augenscheinnahme der z.T. noch gut erhaltenen oder restaurierten Karawansereien (angeblich soll der König
vor ca. 400 Jahren 999 Stück bauen lassen), nach Durchstöbern der bunten Basare mit den schimmernden,
bunten Seide- und Brokatstoffen und ihren außergewöhnlichen Gewürzständen, nach der Bewunderung der
alten Handwerksmeister, sei es der Schuster, aber auch der Bäcker stand uns nun eher der Sinn nach etwas
Ruhe.
Mit genügend, lebensnotwendiges Wasser und ausreichend Lebensmittel an Bord ging es somit über Yazd,
auch eine Heilige Stadt mit einer wunderschönen Altstadt, in der wir uns doch glatt verliefen!!!
Nun können wir auch Blacky verstehen, der bei seinem Alleingang in Isfahan nicht mehr zum Wohnmobil
zurückfand. Hier in der Altstand befinden sich an den schweren, hölzernen Eingangstüren in die Häuser
jeweils zwei Griffe zum Anklopfen, die die Besucher ankündigen sollen. Der runde Ring ist für die
weiblichen, der viereckige Metallschlegel für die männlichen Besucher.
Während eine Schulklasse weiblicher, „modern“ gekleideter Teenager aus Tehran uns in Gespräche
verwickelte und neugierig tausende von Fragen stellte, kniete auf der anderen Seite eine andere Schulklasse
mit Jungen mit ihrem Lehrer zum Gebet auf dem Teppich . Welch ein Unterschied!!
Nun aber ab in die Wüste!!
Eingerahmt von einer malerischen Bergwelt führte die Straße zunächst nach Karanaq, wo wir neben dem
kleinen, idyllischen Dorf mit seinen Lehmhäusern den Abend gemütlich mit unserem Lieblingsgetränk vor
dem Wohnmobil ausklingen ließen, nicht ohne das wir von den Bauern, die auf den Reisfeldern arbeiteten
aufs Herzlichste begrüßt wurden und die Erlaubnis zum Übernachten bekamen. Im Abendlicht schimmerten
die Berge in den verschiedensten bräunlichen Schattierungen, die Konturen der Bergkanten wurden weicher
und schienen zum Greifen nahe. Die Weiterfahrt am nächsten Morgen ließ uns bis zum Horizont reichende,
flache , unbewachsene Steppen erkennen. Das flache Land wurde immer wieder durch Salzkristalle
unterbrochen wurden, die sich durch Feuchtigkeit aus den Sümpfen der Oberfläche bilden. Teilweise war der
Boden sogar feucht und lehmig, was an den unter dem Erdboden befindenden Salzseen liegt.
Obwohl alle paar Kilometer Hinweisschilder auf Kamele aufmerksam machen sollen, sind uns lediglich ca.
10 dieser Lastentiere begegnet. Durch einen Insidertipp von unserem Freund und Helfer Herrn Reza wurden
wir auf das vor erst 2.5 Monaten eröffnete „Balihotel“ inmitten der Wüste, in dem kleinen Ort Khoor,
aufmerksam gemacht, in dessen Garten wir uns für zwei Tage niederließen und alle Annehmlichkeiten, wie
z.B. die Waschmaschine genossen. Die Hotelcrew ist sehr bemüht und freut sich über jeden Gast, dem sie ein
individuelles Programm bieten können, wie z.B. Kamelritte, Touren in die Tajeh-Wüste. (N33°45.981´,
E055°04.906, Höhe 815m). Der Ort Khoor, noch bis noch vor 2 Jahren von einem Palmenhain eingerahmt,
mußte auf Grund des harten Winters 2007/08 und den daraus resultierenden Frostschäden einiges an Palmen
abholzen.
Auf einer Anhöhe, von der man einen wunderbaren Blick auf den Ort mit seinen vielen Lehmhäusern und
natürlich auf die umliegende Wüste genießen kann, besteht auch die Möglichkeit mit dem Wohnmobil zu
stehen. Im Dorf ist auch eine öffentliche „Badeanstalt“ oder vielleicht eher „Badehöhle“ (natürlich Männer
und Frauen getrennt), in der man den Staub der Wüste abwaschen kann. Zwei Dorfbewohnerinnen zeigten
Petra bereitwilligt und stolz ihre Schwimm- und Badekünste und luden sie zum Bade ein. Na, ja Mädels,
vielleicht beim nächsten Mal.
Karawanserei Enge Gasse der Altstadt Isfahan
Isfahan Tür für Mann und Frau Karawanserei
Betende Jungs mit Mullah In der Salzwüste Steinwüste
Salzwüste Kamel-Tour Bali Hotel
Bali Hotel mit Besitzer
Nun aber Richtung Norden, denn wir mussten noch einige Kilometer „abreissen“ , um die turkmenische
Grenze zu erreichen. Um nicht abends in der Nähe einer größeren Stadt einen Platz suchen zu müssen,
fanden wir in einem kleinen Dorf einen für uns idealen Platz. Es dauerte nicht lange, schon kam die
Dorfjugend mit ihren Mopeds angeknattet, kleinere Kinder brausten mit ihren Fahrrädern vorbei und der
Bürgermeister begrüßte uns persönlich und lud uns in sein Lehmhaus ein, welches von innen recht geräumig
und gemütlich war. Er bot uns einen Schlafplatz auf einem Matratzenlager im Haus an und konnte gar nicht
verstehen, daß wir lieber im Auto übernachten. Stolz präsentierte er seine Urkunde zum Bürgermeister und
seine Frau machte uns anhand von einem Ei und 4 Fingern deutlich, daß sie noch 4 Eier hätte, die sie gerne
für uns braten würde. Vielen, vielen Dank, aber leider haben wir schon gegessen.
In Sharud, einem Ort mit ca. 115000 Einwohner inmitten eines fruchtbaren Gebietes am Südhang des
Sharud-Gebirges machten wir uns wieder einmal auf die Suche nach einer geeigneten LKW Werkstatt; ein
Wellendichtungsring sollte wieder einmal gewechselt werden. Es ist ziemlich einfach die Werkstätten
ausfindig zu machen, denn sie liegen dicht an dicht an einer Straße, meist stadtauswärts. Neben vielen
Muckelbuden, die gerade einmal die Größe für einen Pkw haben, LKW´s wurden auf der Straße repariert,
fanden wir eine ISUZU/ Mazda Werkstatt, die neben den Verkauf von Neuwagen, hinter den Gebäuden eine
große, recht neue Halle für LKW`s aufwies. Diese Werkstatt machte auf uns einen guten Eindruck, Jürgen
konnte den beiden Werkstattleitern das Problem am Deutz klar machen und so fuhren wir in die große Halle,
wo schon mehrere LKW´s zur Reparatur standen. Unsere Reparatur sollte ca. 1.5 bis 2 Stunden dauern. Kein
Problem! Nach ca. 1 Stunde Arbeit machten uns die Monteure klar, daß sie die Dichtungsringe von einer
anderen Werkstatt holen würden, danach war für sie die Mittagspause angesagt und keiner ward mehr
gesehen.
Gegen 18 Uhr war die kleine Reparatur denn nun endlich erledigt und es ging an das Wichtigste, das
Bezahlen! Dollar? Kein Problem! Mit lautem Palaver und Geschrei von fünf bis zeitweilig sechs Männern
ging die Umrechnerei von Rial in Dollar los. Die Monteure machten Petra eine Rechnung von 360 Dollar
auf, die sie mißmutig, fälschlicherweise bezahlte, wohl wissend, daß sie gerade in diesem Moment besch....
wurde. Zudem verlangte der Werkstattleiter auch noch ein sattes Trinkgeld, da er ja die Dichtungsringe mit
seinem eigenen Moped holte und er die Benzinkosten ersetzt haben wollte. Eine Unverschämtheit! Vom
Petra´s Gefühl her machten die Männer sich einen Joke aus dieser Geschichte und hatten ihre helle Freude
daran, uns über´s Ohr gehauen zu haben. Da hatten sie die Rechnung aber ohne Jürgen gemacht, der in
unserer Not unseren Freund und Helfer Herrn Reza (Ihr wißt schon, die Geschichte mit Blacky in Isfahan)
anrief und dieser sich lautstark mit dem Werkstattleiter unterhielt. Währenddessen marschierte Jürgen in das
Büro, entriss dem Büroangestellten, dem der Schweiß auf der Stirn stand und die Sache sichtlich peinlich und
unangenehm war, 240 Dollar, dem Monteur das Handy und unterbrach das Gespräch mit Herrn Reza, stieg in
den Deutz und fuhr los. In diesem Moment sprang der Monteur auf das Trittbrett vom LKW, gab wüste
Beschimpfungen und Drohgebärden von sich. Als er sich nicht mehr halten konnte, fiel er wie ein Mehlsack
runter, holte sich seine 125er Honda und fuhr hinter uns her, bedrohte uns mit der Faust und versuchte uns
mit seinem Moped abzudrängeln.
Unser Deutz gab alles, in diesem Moment kam er sogar auf 100km/h. Der Monteur gab auf, drehte ab und
verschwand in der Dämmerung. Wir aber fuhren zur nächsten Polizeistation, die sofort einen
englischsprechenden Beamten orderten, der sich unsere Geschichte anhörte und unsere Daten aufnahm. Ein
Polizeiwagen begleitete uns zur nächstgrößeren Wache in der Stadt, die über Polizisten verfügt, die auch
international arbeiten. Schnell sprach sich natürlich die Geschichte unter den Polizisten rum, daß wir für
unsere kleine Reparatur 360 Dollar bezahlen sollten und allen war klar, das war Besch....! Drei Polizisten
fuhren mit Jürgen zurück zu der Werkstatt, wo, mittlerweile war es 21 Uhr, natürlich nur noch der
Nachtwächter seinen Dienst schob. Dieser wurde aufgefordert, die beiden Werkstattleiter sofort in die
Werkstatt zu beordern. Beide kamen auch nach kurzer Zeit in ihrem Geländewagen angebraust und waren
über den Besuch der Polizei und Jürgen total verdutzt. Langes Palaver folgte... aus 1 Liter Öl wurden 3.5
Liter gemacht, 1 Dichtungsring bestand plötzlich aus 2 Teilen, die beide natürlich bezahlt werden sollten.
Auch unser Freund und Helfer Herr Reza wurde zwischenzeitlich angerufen und mußte sein Statement
abgeben. Lange Rede, kurzer Sinn, man einigte sich auf 119 Dollar, der Monteur mußte zusätzlich die 60000
Rial (4 Euro) für seine Holdienste zurückgeben, die Kontrahenten mußten sich die Hände schütteln und der
Fall war erledigt. Es war ein Versehen, ein Fehler!! Petra, die zwischenzeitlich auf der Wache ausharrten
mußte, wurde aber von den Wachhabenden bestens mit Tee, Orangensaft und Kuchen versorgt. Zum
Abschied kam die gesamte Wache zusammen, um uns „good bye“ und „Have a nice trip“zu sagen und uns
hinterher zu winken. Nun bereiten wir uns auf die Ausreise aus dem Iran und die Einreise nach Turkmenistan
vor. Zu Zeit stehen wir dicht an den Grenzen zu Afghanistan und Turkmenistan und können bei den
Einheimischen schon einen asiatische und russische Vermischung festellen. Im Iran erlebten wir Tradion und
Moderne, Armut und Reichtum, Intelligenz und Analphabetismus und immer wieder die grenzenlose
Gastfreundschaft.